Wenn die Wade krampft
Kontraktion des Muskels
Ein Muskel verkrampft sich, wenn er überfordert und müde oder unzureichend mit Mineralstoffen und Flüssigkeit versorgt wird. Muskelkrämpfe treten bevorzugt in der heißen Jahreszeit auf, besonders beim Sport, in der Ruhepause oder nachts während des Schlafes.
Ein Muskelkrampf kann zwar grundsätzlich jeden Muskel im Körper betreffen, am häufigsten kommt er jedoch bei den Wadenmuskeln sowie in den Muskeln von Oberschenkel oder Fußsohle vor.
Unabhängig vom Entstehungsgrund läuft der Mechanismus eines Wadenkrampfes immer gleich ab. Auslöser sind Nervenimpulse am Muskel, die der Betroffene nicht beeinflussen kann. In der Wade kommt es zu einem unwillkürlichen gleichzeitigen Zusammenziehen vieler Muskelfasern, wobei die Kontraktion dann den gesamten Muskel erfasst. Die Wade wird so hart wie ein Brett.
Auch wenn der Krampf sich nach einiger Zeit löst – mit der Nachtruhe ist es bei den Betroffenen danach oft vorbei. Rund 33 Prozent der Patienten mit Wadenkrämpfen leiden auch unter Schlafstörungen, 32 Prozent fühlen sich nach den nächtlichen Attacken übermüdet.
Bei jungen Menschen treten Wadenkrämpfe zumeist als Auswirkung sportlicher Aktivitäten auf. Erst nach dem 40. Lebensjahr nimmt die Häufigkeit an Krämpfen zu. Betroffen sind davon in erster Linie Frauen, die statistisch rund drei Viertel der Patienten ausmachen.
Nicht immer harmlos
Es gibt viele Gründe für die nächtlichen Beschwerden, die oft auf eigenes gesundheitliches Fehlverhalten zurückgehen. Dazu zählen:
- Chronischer Schlafmangel.
- Einseitige Ernährung.
- Das ständige Zuviel von Kaffee, Alkohol und Nikotin (Kaffee und Alkohol führen unter anderem zu einem Verlust an Mineralien, Nikotin verengt die Arterien. Die Folge ist ein Anwachsen der Krampfneigung).
- Das ständige Tagen zwar modischer aber unbequemer und zu enger Schuhe oder von Schuhen mit zu hohen Absätzen.
- Überanstrengung der Beinmuskulatur.
- Die plötzliche, starke Abkühlung der Beinmuskulatur (z.B. beim Schwimmen im kalten Wasser).
- Starkes Schwitzen und dadurch verursachte größere Flüssigkeitsverluste (z.B. bei heißer Witterung, nach der Sauna oder nach ungewohnter körperlicher Arbeit oder sportlicher Betätigung).
- Ständig zu geringe Flüssigkeitsaufnahme.
Verlust von Mineralien
Bei körperlicher Anstrengung können nicht nur einzelne Muskeln überfordert werden, es gehen auch mit dem Schweiß Wasser und Mineralstoffe verloren, die für eine normale Muskelfunktion notwendig sind.
Durch den Flüssigkeitsverlust kommt es zu einer Störung des Elektrolyt- und Wasserhaushalts des Körpers. Deshalb sollte nach schweißtreibenden Aktivitäten der Wasser- und Mineralverlust möglichst schnell wieder ausgeglichen werden.
Dazu eignen sich Mineralwasser, Apfelschorle und spezielle Elektrolytgetränke aus der Apotheke. Wichtig ist die Zufuhr von Mineralien, besonders von Magnesium, Kalium, Calcium oder Natrium.
Besonders ein Magnesiummangel kann zu Wadenkrämpfen führen. Der Mineralstoff ist lebensnotwendig und an zahlreichen Stoffwechselprozessen beteiligt. Er kann vom Körper nicht selbst gebildet werden – die Zufuhr sollte bei täglich 350 Milligramm liegen.
Eine ausreichende Versorgung mit Magnesium ist wichtig für die Muskulatur, insbesondere für den Herzmuskel, aber auch für das Nervensystem und die Koordination zwischen Nerven und Muskeln.
Defizite bei der Magnesiumaufnahme entstehen besonders leicht bei erhöhtem Magnesiumbedarf, z.B. in Wachstumsphasen, in Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei sportlicher Aktivität oder auch bei psychischem oder physischem Stress.
Neben einer erhöhten Aufnahme durch magnesiumreiche Lebensmittel wie Hülsenfrüchte, Spinat, Kartoffeln, Vollkornbrot, Haferflocken, Milch, Käse und Mineralwasser bieten sich spezielle rezeptfreie Präparate aus der Apotheke an.
Hinweis auf ernsthafte Erkrankung
Wadenkrämpfe können jedoch auch ein Symptom für ernstzunehmende Erkrankungen darstellen. Dazu zählen beispielsweise:
- Durchblutungsstörungen in Folge eines Venenleidens.
- Infektions- und Stoffwechselerkrankungen.
- Arteriosklerose.
- Krankhafte Muskel- oder Nervenfaserveränderungen.
- Hormonumstellung in der Schwangerschaft.
- Gelenkerkrankungen.
- Orthopädische Fehlstellungen (z.B. Senk-, Spreiz- oder Knickfuß, Kniearthrose, Wirbelsäulenerkrankungen oder auch Osteoporose).
Weiter können Muskelkrämpfe in der Wade auch als Nebenwirkung von bestimmten Medikamenten auftreten. Dazu zählen die Pille, Neuroleptika, Betablocker, Steroide sowie alle Arzneimittel zur Blutdrucksenkung und einige Diuretika und Laxantien.
Neben der Aufnahme von Magnesium ist das verschreibungspflichtige Alkaloid Chinin eine wirksame Hilfe zur Vorbeugung und Behandlung von Wadenkrämpfen. Chinin ist vor allem als Mittel gegen Malaria bekannt geworden, wird aber als Chininsulfat bereits seit 1939 zur Behandlung von Wadenkrämpfen eingesetzt.
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